· Pressemitteilung

Ängste, Enttäuschung, Wut gegen die Schließung des traditionsreichen Krankenhauses in Ostercappeln

Der RTW verlässt die Rettungswache Ostercappeln am Tage nach 1 Minute und zur Nachtzeit in 2 Minuten – er ist oft unter 10 Minuten am Einsatzort
Per Laptop wird noch am Einsatzort vom Rettungssanitäter der Patient je nach Befund und Verfügbarkeit einer Notaufnahme angemeldet, wenn diese noch freie Kapazitäten hat, ansonsten wird der Patient in weiter entfernt gelegene Notaufnahmen verbracht
Der Patient wird mit einer hydraulischen Trage möglichst rückenschonend vom Auffinde-Ort in die Rettungskabine des RTW verbracht
Rainer Ellermann, Vorstandsvorsitzender des DRK Rettungsdienst- und Krankentransport im Landkreis Osnabrück e.V. referierte zur Situation der DRK-Rettungswache Ostercappeln nach Schließung des dortigen Krankenhauses mit der Notaufnahme

Was wird zukünftig aus dem Gesundheitsstandort Ostercappeln? Sorgen und Ängste kamen in der Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Sozialverbände (SOVD) im Altkreis Wittlage zum Ausdruck. Die DRK-Rettungswache in Ostercappeln wird erweitert. Der Transport mit Schwerverletzten an Bord verlängert sich.

Wohl gut 150 Mitglieder und Gäste waren zur Informationsveranstaltung in den Saal des Gasthauses Niemann in Leckermühle gekommen zum Thema: "St. Raphael quo vadis". Heinrich Thelker als Gastgeber für den SOV fasste zusammen: Das vor 125 Jahren von Franziskaner Ordensschwestern aus Thuine gegründete Krankenhaus St. Raphael wird im Juli 2025 durch den Träger, die Nils-Stensen-Kliniken-Holding, endgültig geschlossen. Das Haus hat 174 Betten und neben den stationären Behandlungen wurden rd. 13.000 Patienten jährlich ambulant versorgt in einer rund um die Uhr verfügbaren Notaufnahme.  Allein diese Zahlen zeigen den Bedarf der Klinik mit fünf ärztlichen Fachabteilungen auf. Das wachsende Bevölkerungspotential im Einzugsbereich der Klinik dürfte bei rd. 80.000 Menschen liegen.  Erst vor drei Jahren wurden die OP-Säle und die Intensivstation grundlegend erneuert, vermutlich mit Steuermitteln vom Land nach dem Krankenhaus-Finanzierungsgesetz.

Selbst die Mitarbeiter wie Ärzte und Pflegekräfte waren im guten Glauben, dass das Krankenhaus wirtschaftlich betrieben wird, bei einem konfessionellen Träger sollte die Kostendeckung eigentlich reichen, Gewinn-Maximierung  wurde bisher nur  bei privatwirtschaftlichen Krankenhausträgern als primäres Ziel angegeben. Dann erklärte der Konzern-Vorstand der Nils-Stensen-Krankenhaus-Gesellschaft die wirtschaftliche Schieflage und die Konsequenz, den Betrieb des Krankenhauses Ostercappeln nach 125 Jahren zu schließen.

In der Versammlung wurde der vom Vorstand angegebene Jahresverlust bezweifelt, innerhalb eines Konzerns können Kosten auf einzelne Betriebseinrichtungen leichter verschoben werden. Eine unabhängige Prüfung dazu gab es nicht.

Bei den Teilnehmern im Saal machte sich Unbehagen, Frust und Wut in Äußerungen bemerkbar. Der ländliche Raum und die Region werden durch die Schließung der Klinik wie der Notaufnahme benachteiligt gegenüber Stadt-Regionen.

Der Vorstandsvorsitzende des DRK-Rettungsdienstes im Landkreis Osnabrück e.V., Reiner Ellermann, erklärte: "Aufgrund der Schließung der Notaufnahme in Ostercappeln sind die Rettungswagen länger unterwegs mit Patienten an Bord, so dass die Rettungswache räumlich um drei Garagen erweitert wird und der Sozialtrakt um 80 m²." Ab Juli wird ein zusätzlicher Rettungswagen vorgehalten. Pro Rettungswagen sind bei Schichten 24 Stunden/7 Tage pro Woche ganzjährig mit Urlaub, Krankentage rund 12 Mitarbeiter erforderlich. Der Rettungsdienst rückt am Tag innerhalb einer Minute aus, während der Nachtzeit in zwei Minuten. Der DRK-Rettungsdienst im Landkreis Osnabrück hält die gesetzliche Vorgabe ein, in 95 % der Einsätze unter 15 Minuten die Einsatzorte zu erreichen. Oft sind die RTW unter 10 Minuten am Einsatzort, so betonte Reiner Ellermann.

Die begründete Sorge - die Rettungswagen stehen mit Patienten an Bord nach künftig längerer Anfahrt in einer Schlange vor den überlasteten Notaufnahmen. Dieses Risiko bei akuten Erkrankungen wie Infarkt oder Schlaganfall wünscht sich niemand selbst oder seinen Angehörigen!

Nach dem politisch gewollten "Krankenhaussterben" wird dieses anwachsende Risiko billigend von der Politik in Kauf genommen, dies  zum Nachteil der Landbevölkerung.

Bis zum Jahresende 2025 stellt die Nils-Stensen-Klinik-Gruppe den Notarzt. Für den Zeitraum danach ist eine solche Stelle ausgeschrieben. Ab 2029 muss der Rettungsdienst im Landkreis per Gesetz zwingend einen Tele-Notarzt vorhalten, der von den qualifizierten Notfall-Sanitätern vor Ort über Laptop die Parameter des Patienten in der Rettungskabine erhält und der dann bestimmte hochdosierte Medikamente oder medizinische Maßnahmen verordnen kann.

Wenn die Notaufnahme am Krankenhaus Ostercappeln ausfällt, müssten deutlich weitere Wege mit den Patienten an Bord zurückgelegt werden. Dadurch steigen zwangsläufig die Kosten für den Rettungsdienst, der von den Sozialversicherungsträgern zu zahlen ist.

Wenn künftig ein Unfall-Patient in der Notaufnahme am Krankenhaus in Quakenbrück abgeliefert wird, so müssen die Angehörigen für die Hin- und Rückfahrt rd. 200 km Fahrweg in Kauf nehmen, für ältere Menschen auf dem Lande kaum zumutbar. 

In der Fragerunde wurde Enttäuschung und Wut sichtbar. Warum wird die Landbevölkerung im Gesundheitssektor so benachteiligt im Vergleich zu den Stadtregionen? Die Mandatsträger besonders der Regierungsfraktionen im Landtag und im Bundestag haben sich eher nicht für die Belange der Landbevölkerung eingesetzt.

Arbeitsgemeinschaft Sozialverband - Gegen die Schließung des Krankenhauses St. Raphael in Ostercappeln

18.05.2025, 00:00 Uhr bis 18.05.2025, 00:00 Uhr

Text und Fotos: Eckhard Grönemeyer