Ehrenamtliche Textilverwertung - am Beispiel der DRK-Kleiderkammer beim Sozialzentrum in Wittlage
Was geschieht mit den gespendeten Alt-Textilien? Die DRK-Kleiderkammer in Wittlage informiert sehr transparent über die Abläufe. Was ist neu: Ab 1.1.2025 dürften nach einer EU-Richtlinie Alt-Textilien nicht mehr im Restmüll entsorgt werden. Theorie der Kreislaufwirtschaft trifft Praxis.
Die DRK-Kleiderkammer, untergebracht im DRK-Sozialzentrum, versorgt Einwohner im "Wittlager Land" mit gebrauchter Kleidung, Bett- und Tischwäsche, begrenzt Hausrat, jedoch keine Elektrogeräte, und Spielsachen für Kinder. Der Begriff "Kleiderkammer" hat eine lange Tradition. Heute gibt es Bezeichnungen wie Second-Hand-Shop oder ähnliches. Das DRK betreibt ihre "Kleiderkammer" jedoch nicht mit Gewinnerzielungsabsicht, dies ist ein entscheidender Unterschied. Möglich ist dies, weil die Teamleiterin Annette Pannenborg durch mehr als Dutzend DRK-Helferinnen unterstützt wird. Überwiegend sind diese verdienstvollen Kräfte im Rentenalter und der Altersdurchschnitt liegt vermutlich über 70 Jahre. Umso größer die Wertschätzung für diese nicht immer ganz einfache Tätigkeit.
Zunächst der Blick auf die EU-Richtlinie, die gut gemeint ist. Ziel dabei, die meisten EU-Bürger kaufen jährlich einige Kilo Neukleidung. Die Alt-Kleidung wird "entsorgt". Sie darf nicht mehr im Restmüll entsorgt werden, weil das politische Ziel der Kreislaufwirtschaft die Wieder- und Weiterverwertung zum Prinzip erhoben hat. Der Systemfehler: Unbrauchbare, stark verschmutzte oder beschädigte Bekleidung wird in die Sammel-Container der verschiedenen Hilfsorganisationen geworfen. Damit wird das Problem verlagert. Etliche Hilfsorganisationen haben bereits die Sammel-Container für Altkleidung geschlossen, weil sie die anfallenden Mengen oder die beschädigte und grob verschmutzte Bekleidung nicht verwerten können.
Anders die DRK-Kleiderkammer, die vom DRK-Kreisverband Wittlage getragen wird. Hier kann jeweils mittwochs am Nachmittag gut gebrauchte und trockene Kleidung direkt abgegeben werden. Außerdem steht auf dem Gelände ein Sammel-Container, der häufig kontrolliert und entleert wird. Selten, aber rücksichtslose Zeitgenossen laden manchmal Sperrmüll ab, der dann vom DRK entsorgt werden muss. In den DRK-Sammel-Container gehören nur brauchbare Bekleidung und Spielsachen. Hausrat wie Porzellan können direkt mittwochs entgegen genommen werden.
Im Sortierraum werden die Beutel mit den Alt-Textilien geöffnet und sortiert für Frauen, Männer, Kinder, nach Sommer- oder Winterkleidung. Die DRK-Helferinnen haben aufgrund ihrer Erfahrung ein Gespür dafür, welche Textilien in der Kleiderkammer den Kundenwünschen entsprechen. Aussortiert wird die Kleidung, die unbrauchbar oder doch beschädigt ist. Diese Restmengen holt seit vielen Jahren sehr zuverlässig ein Verwerter ab, dessen Betrieb auch in der Ortschaft Wittlage ansässig ist.
Jetzt war das Lager im DRK-Sortierraum randvoll. Der gewerbliche Verwerter hatte in seiner Sortierung jedoch Betriebsferien, so dass eine Abholung nicht möglich war.
Die DRK-Helfer können improvisieren. Mit zwei PKW-Anhänger wurden 750 kg Altkleider zum Verwerter gefahren und dort in Gitterboxen gefüllt. Sechs DRK-Helferinnen und DRK-Verpflegungsgruppenleiter Hermann Pannenborg stellten ihre Arbeitskraft für diesen Spontaneinsatz zur Verfügung. Und weil der Bestand an gut gebrauchter Bekleidung stark angewachsen ist, wird eine Kleiderspende an das Diakonissen-Mutterhaus in Lemförde abgegeben. Außerdem erhält die Einrichtung Bethel in Bielefeld für ihre sozialen Pflegeeinrichtungen einen Kleintransporter voll mit gebrauchter Bekleidung.
Ohne die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer könnte das DRK diesen Dienst nicht leisten. Die Kleiderkammer in Wittlage wird von Einheimischen wie auch Familien mit Migrationshintergrund gerne aufgesucht, um hier gegen eine Spende gebrauchte Bekleidung, Spielzeug oder nützliche Dinge für den Haushalt zu erhalten.
Text und Fotos: Eckhard Grönemeyer