· Pressemitteilung

Dara zu Gast beim DRK KV Wittlage - Dara ist farbig

Dara (42) kam mit 26 Jahren aus Buea in Kamerun durch eine Ehe in die Bundesrepublik
Die Frisur ist Dara wichtig, da unterscheidet sie sich nicht von den Frauen, die unverschleiert ihre Haare offen tragen, auf dem Handy ein Foto, dass sie mit langer Haarpracht zeigt
Auf dem Smartphone zeigt uns Dara das Bild mit ihrer schon fast erwachsenen Tochter

Dara ist farbig, stammt aus Kamerun in Afrika – zu Gast beim DRK-Kreisverband Wittlage äußert sich die junge Mutter, wie sie sich fühlt und ob sie einen latenten Rassismus erlebt hat?

Wir trafen Dara im DRK-Sozialzentrum in Wittlage (Bad Essen) und fragten sie, ob nach Bedenkzeit in der nächsten Woche wir mit ihr ein Interview machten dürften. Dara, die die deutsche Sprache so beherrscht wie alle, also diejenigen, die hier geboren wurden, willigte ein. Bei der ersten Begegnung trug sie sehr lange Raster-Extension, typisch für Menschen aus dem südlichen Kontinent, diesmal nicht. 

Kamerun liegt an der Westseite Afrikas mit direktem Zugang zum Atlantik. Bis 1919 zu Zeiten des Kaiserreichs waren Teile des westafrikanischen Landes deutsche Kolonie. Vermutlich haben die deutschen Besatzer sich nicht von der besten Seite gezeigt. Heute hat das Land eine stabile Regierung, vielleicht etwas autokratisch, aber es herrscht Frieden und relativer Wohlstand im Lande. Die Amtssprache ist heute überwiegend Englisch oder in Teilen Französisch, daneben gibt es die Landessprache, vielleicht Dialekte so wie in Bayern, Hamburg oder Köln auch. Kamerun fördert Erdöl und exportiert Agrarprodukte, so dass die Bevölkerung Arbeit und Brot hat.

Dora kam zunächst in Geldern an, dort absolvierte sie den Sprachkurs B 1 – doch sprachlich mehr gelernt habe sie von ihrer damaligen Schwiegermutter durch Learning by doing, auch wenn sie nicht die gendergerechte Sprache nutze. Die gelernte Pflegehelferin fühlt sich sehr wohl in Bad Essen und im Wittlager Land. Hier gibt es zwar auch viele Ausländer unterschiedlicher Nationalitäten. Offener Rassismus ist ihr bisher hier nicht begegnet. In den Großstädten sind die gesellschaftlichen Spannungen womöglich größer als auf dem Lande. Sie sei zwar wegen ihrer Hautfarbe eine „Exotin“, aber wenn sie mit anderen Einwohnern einen Smalltalk habe, gäbe es kaum Berührungsängste nach dem ersten Gedankenaustausch.

Im DRK-Sozialzentrum fühle sie sich gut aufgenommen, alle DRK-Kräfte seien ihr gegenüber freundlich – so wie es auch sein sollte und es dem Leitbild des Deutschen Roten Kreuzes entspricht.

Dara wurde in einer christlichen Familie geboren, wobei die beiden großen christlichen Religionen in Kamerun überwiegen, auch Baptisten und gering auch die muslimische Religion. Viele Kameruner leben in Duisburg, dort gibt es eine große Community. Dara bestätigt dann auch, dass es für sie als Farbige mit ausländischen Wurzeln leichter ist sich zu integrieren. Sie darf Schweinefleisch essen, muss kein Kopftuch tragen oder sich extremen religiösen Beschränkungen unterwerfen, wie dies bei Frauen aus muslimischen Ländern oft leider der Fall ist.

Dara ist eine liebeswerte Gesprächspartnerin, ein offener Dialog ist mit ihr möglich. Ihre Tochter ist hier geboren, geht hier zur Schule, kurzum Deutschland oder das „Wittlager Land“ sind für sie zur zweiten Heimat geworden. Hin und wieder leistet sie sich einen Besuch zur ihrer Familie in ihrem Geburtsland. Es gibt Reisefreiheit und auch Touristen sind in Kamerun willkommen.

Dara „sucht nicht das Haar in der Suppe“, erst auf mehrmalige Nachfrage die Antwort: Ja, in den letzten Wochen habe sie einmal den Ansatz von Rassismus erfahren. 

Sie habe als Kunden einen Restpostenmarkt aufgesucht und die eine Kassiererin habe ihrer Kollegin vernehmlich zugeraunt: „Prüf mal, ob „die“ etwas eingesteckt hat“, also der unterstellte Verdacht einen Ladendiebstahl begangen zu haben. Wenn nur die „Hautfarbe“ diesen Verdacht unterstellt, spricht die Wissenschaft von „Racial profiling“ – nicht kompatibel mit demokratischen und rechtsstaatlichen Grundsätzen. 

Natürlich gibt es Ladendiebstahl, der auch verfolgt werden muss, der aber als bloßer Anscheinsverdacht nicht mit der jeweiligen Hautfarbe begründet werden darf. Hier muss die Gesellschaft noch ihr mögliches Fehlverhalten verändern; das DRK im „Wittlager Land“  bemüht sich mit sozialen Dienstleistungen zwischen den Kulturen und den Menschen vorurteilsfrei zu vermitteln oder auch nur ein Gesprächsangebot auf Augenhöhe anzubieten.

Der Dialog von Mensch zu Mensch über Alltagsthemen fördert erst die Integration, den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Politik in der Berliner Blase könnte zu weit entfernt sein von den wahren Bedürfnissen der Menschen vor Ort, die Bundestagsabgeordneten reise gerne separiert in der ersten Klasse in den Bahnen und Flugzeugen. Dort treffen sie nicht auf die Basis der Menschen, die friedlich zusammenleben sollten.

Bericht und Fotos: Eckhard Grönemeyer